METHODISTEN

Aus Geschichte und Lehre
Der Methodismus entstand – wie die meisten Kirchen der Reformation – als Kirchenbildung eigentlich wider Willen. Die Brüder John und Charles Wesley, Söhne eines anglikanischen Geistlichen und beide Theologen, benutzten um die Mitte des 18. Jahrhunderts ihren Aufenthalt als Akademiker in Oxford dazu, einen Studentenkreis außerhalb ihrer Lehrverpflichtung wissenschaftlich und geistlich zu fördern. Da dies von der allgemein üblichen christlichen Haltung der Studenten auffallend abstach, nannte man den Kreis „Methodists“, auch „Holy Club“ (Heiliger Klub). Um diese Zeit litt die Kirche von England unter Zerfallserscheinungen. Die Methodisten bildeten mit Erneuerungsbewegungen „Religious Societies“ (religiöse Gemeinschaften), die für die Intensivierung des Glaubens- und Gebetslebens, für die Seelsorge und die Verbreitung von Erbauungsliteratur sorgten.

Mit einer seelsorglichen Aufgabe in Nordamerika betraut, lernten die Brüder Wesley auf der Überfahrt Mitglieder der Herrnhuter-Gemeinde und deutsche Pietisten kennen, unter deren Einfluss sie Erweckungserlebnisse hatten. Nach ihrer Rückkehr begannen die Brüder in England eine groß angelegte und unermüdliche Evangelisationsarbeit. Da der Methodismus sich lehrmäßig stark an Luther gebunden fühlte und zumindest im Anfang schwärmerische Züge (Erweckungserlebnisse) zeigte, wurde er von der offiziellen Kirche immer stärker angegriffen, und es kam bald zu Märtyrern für die methodistische Sache. Solange sie konnten, widerstanden die Brüder Wesley einer Trennung von der anglikanischen Kirche, bauten aber die innere Struktur ihrer Gemeinschaft nach dem Prinzip der Herrnhuter immer stärker zu einer selbständigen Kirchenkörperschaft aus. Träger der Bewegung wurden mehr und mehr die gut ausgebildeten Laienprediger, aus denen die späteren Gewerkschaftsführer und die Begründer der Labour-Party hervorgingen. Die Lösung von der anglikanischen Mutterkirche erfolgte erst 1795.

Der Methodismus wurde in die nichtenglischen Länder Europas durch heimkehrende Auswanderer aus Großbritannien oder Nordamerika eingeführt. Die erste Methodistenmission in Österreich wurde 1870 eingerichtet. Die Methodistenkirche wurde in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens sehr angefeindet, 1951 aber staatlich anerkannt. Die Methodisten haben mit Hilfe ihrer amerikanischen Glaubensbrüder besonders nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich eine selbstlose und bewundernswerte caritative Tätigkeit entwickelt, die sich auf alle Notleidenden erstreckte, also nicht nur den Angehörigen der eigenen Kirche zugute kam.

Der Gesamtcharakter der methodistischen Lehre ist eine Verbindung von reformatorischen und pietistischen Grundanliegen: Rechtfertigung, Neugeborenwerden in Jesus Christus, Heilserfahrung, daher sehr persönlich gefärbter Glaube. Zum Unterschied von der lutherischen Lehre wird das Gesetz hoch bewertet. Dem Mehodismus eigentümlich ist die enge Verbindung von Heilfreude und Heiligungsernst. In der Lehre ist der spätere Methodismus kaum über Wesley hinausgegangen, nur durch die fortlaufende Auseinandersetzung mit dem Anglikanismus kamen neue Themen wie Amtsbegriff und Sakramente zur Diskussion.

Unter den Eigentümlichkeiten der Ordnung stehen die Laienmitarbeiter und die kleine Seelsorgeeinheit obenan. Die Mehodisten leben enthaltsam, Tabakgenuss und Alkohol werden zumeist abgelehnt. Die Ablehnung des Alkohols geht so weit, dass vielerorts statt des Abendmahlsweines unvergorener Traubensaft verwendet wird.
Christentum wird als Dienst an den Mitmenschen verstanden. Daraus ergeben sich die stark ausgeprägte karitative Tätigkeit, der Missionswille und die Bereitschaft zur Ökumene.

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