KOPTISCH-ORTHODOXE

Aus Geschichte und Lehre
Die koptisch-orthodoxe Kirche zählt so wie die armenisch-apostolische Kirche, die indische orthodoxe Kirche und die syrisch-orthodoxe Kirche zu den vorchalcedonensischen oder altorientalischen Kirchen.

Die koptisch-orthodoxe Kirche ist ihrer Herkunft nach ägyptisch. Einer Legende nach hat der Evangelist Markus das Christentum in das Nil-Land gebracht. Papyrusfunde beweisen eindeutig, dass in den Regierungszeiten der Kaiser Trajan (98-117) und Hadrian(117-138) in Ägypten Christen waren. Aber erst mit Bischof Demetrius von Alexandrien (um 180) tritt die ägyptische Kirche ins Licht der Geschichte.

In der Stadt Alexandria gab es eine große jüdische Gemeinde, Dort, aber auch unter den heidnischen Griechen fasste die neue Religion rasch Fuß. Von dieser Oberschicht verbreitete sich das Christentum im ägyptischen Landvolk, den „Kopten“ (diese Verballhornung des Namens der Ägypter ist schon aus dem Alten Testament bekannt). Im 3. Jahrhundert gab es bereits so viele koptische Christen, dass eine Bibelübersetzung in der Landessprache notwendig wurde.
In das Christliche Brauchtum drangen mancherlei heidnische Bräuche und Vorstellungen ein, vor allem in den Totenbräuchen mit Mumifizierung und Grabbeigaben und in den Jenseitsvorstellungen mit Dämonen und einer altägyptischen Unterweltsgeographie. Anderseits war bis ins Mittelalter der hellenistisch-heidnische Einfluss in Ägypten lebendig. Für die Kopten war daher „Hellene“ gleichbedeutend mit „Heide“. Der Kampf der jungen ägyptischen Kirche war immer nur gegen das griechische Heidentum gerichtet, nicht jedoch gegen das altägyptische.

Die ägyptischen Christen hatten unter römischer Herrschaft sehr unter den Christenverfolgungen zu leiden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass gerade in Ägypten die Verfolgung der Heiden und auch der Juden durch die Christen enorme Ausmaße annahm, nachdem das Christentum 381 Staatsreligion geworden war.

Die Bedeutung der alten ägyptischen Kirche lag vor allem in der politischen Weltgeltung Alexandriens, dessen Bischof sehr bald zu einem der mächtigsten Patriarchen wurde, der über Ägypten, Libyen und die Kyrene herrschte. Ein weiterer Machtfaktor waren die ägyptischen Einschiedler und das Mönchswesen; die Klöster waren sehr oft zugleich Bischofsresidenzen. In Ägypten zerbrach die römische Staatsmacht am merkbarsten. Es kam dazu, dass die christlichen Bischöfe staatliche Funktionen ausübten und praktisch auch die politische Macht innehatten.

Dies alles führte zu einem besonders hohen Stellenwert der ägyptischen Theologie. Ägypten brachte viele der bedeutendsten Theologen der alten Kirche hervor, es seien nur Clemens und Origenes von Alexandrien genannt, Athanasius, Cyrill und Dioskur. Sie alle spielten besonders im Streit über die Naturen Christi eine große Rolle, wobei allerdings auch gesagt werden muss, dass ihre Schau von der Gottessohnschaft Jesu Christi von der altägyptischen Königstheologie beeinflusst wurde.

Ab 451 nahm allerdings das Schicksal der ägyptischen Kirche einen anderen Verlauf wie das der Gesamtkirche. Ebenso wie die armenischen, syrischen und indischen Christen nahmen die ägyptischen Christen die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) nicht an. Und so fand eine Spaltung der Christenheit statt. Dadurch erst bekamen die Kopten ihr besonderes kirchliches Gepräge. In der Liturgie setzte sich die koptische Sprache durch. Alle Versuche Konstantinopels, die Kirche Ägyptens wieder unter die Herrschaft der Reichskirche zu bekommen, scheiterten, ja erreichten das Gegenteil, nämlich die steigende Verselbständigung der koptisch-orthodoxen Kirche, in der Kirche und Nationalität zu einem verschmolzen, eine Entwicklung, wie man sie auch vor allem bei den Armeniern beobachten kann.

So setzten die Kopten den um 640 eindringenden Arabern, die den Islam brachten, keinen nennenswerten Widerstand entgegen. Zunächst schien es auch, als seien die neuen Herren im Land toleranter gegenüber den Kopten als die christliche Orthodoxie. Die Kopten konnten die orthodoxen Kirchen und Einrichtungen übernehmen und ihre Religion frei ausüben. Erst nach und nach kam es zu Schwierigkeiten, als die muslimischen Herren ein hartes Steuersystem gegenüber den Christen errichteten. So kam es im 8. Jahrhundert zu zwei Aufständen der damals zahlenmäßig noch dominierenden Kopten gegen die muslimischen Herren, die jedoch fehlschlugen. Die politische Isolierung der koptischen Christen von der übrigen Christenheit führte zu einer weiteren dogmatischen und liturgischen Eigenständigkeit der ägyptischen Kirche. Der dauernde Druck seitens der muslimischen Herrscher – hohe Besteuerung, Kleidervorschriften, soziale Schlechterstellung – trieb viele koptische Christen dem Islam in die Arme. Um 900 erreichte der Islam die Mehrheit im Land.

Unter der Herrschaft der Mamelucken (1250-1517) kam es zu schweren Unterdrückungen der Christen in Form von Zwangsmaßnahmen und Kirchenzerstörungen. Das führte zum theologischen Niedergang und zur Schrumpfung der Zahl der koptischen Christen, die um 1500 nur mehr ein Zwölftel der Gesamtbevölkerung betrug. Die koptische Kirchensprache wich der arabischen Sprache, war aber andererseits auch ein Bindeglied zur syrisch-orthodoxen Kirche.

Die koptisch-orthodoxe Kirche leitet ihre Glaubenslehre von der in der Heiligen Schrift offenbarten göttlichen Eingebung und von den Traditionen ab, wie sie die Apostel überlieferten. Sie anerkennt den Glauben, wie er den drei Ökumenischen Konzilen von Nicäa (325), Konstantinopel (381) und Ephesus (431) definiert wurde.

  • Die koptisch –orthodoxe Kirche glaubt an Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist – ein wahrer Gott in der Heiligen Dreifaltigkeit.
  • Sie glaubt, dass der Sohn Gottes um der Erlösung der Menschen willen vom Himmel kam, im Schoß der Jungfrau Maria Wohnung nahm und durch den Heiligen Geist so die Fleischwerdung Gottes und Maria die Mutter Gottes (Theotokos = Gottesgebärerein) wurde.
  • Sie glaubt, dass in Jesus Christus göttliche und menschliche Natur ohne Vermischung, ohne Vermengung, ohne Teilung, ohne Trennung verbunden sind. Sie bekennt die Einheit und koppelte Wesenseinheit des menschgewordenen Herrn, wesenseins mit dem Vater in seiner göttlichen und wesenseins mit den Menschen in seiner Menschlichkeit.
  • Sie glaubt, dass Gott in Menschgestalt am Kreuz gestorben ist und begraben wurde und seine Göttlichkeit weder seine Seele noch seinen Körper verließ; dass er am dritten Tag von den Toten auferstand und so die Menschheit von Tod und Sünde rettete; dass er zum Himmel aufgestiegen ist und wiederkommen wird, um die Welt zu richten. Die Kirche erwartet sein Kommen jederzeit.
  • Sie glaubt an die Auferstehung der Toten am Tag des Gerichts bei der Wiederkunft Jesu Christi und an das Leben in der zukünftigen Welt.
  • Die koptisch-orthodoxe Kirche verehrt die Mutter Gottes, die Heiligen und die Märtyrer, feiert deren Feste und ruft ihre Fürbitte an.
  • Die koptisch-orthodoxe Kirche hat die Siebenzahl der Sakramente: Firmung, Abendmahl (Eucharistie), Buße, Krankensalbung (nicht Sterbesakrament, nicht letzte Ölung!), Ehe, Priesterweihe, Taufe.

Wie alle vorreformatorischen Kirchen hat auch die koptisch-orthodoxe Kirche das dreifache priesterliche Amt – Diakon, Priester, Bischof.

zurück