KATHOLIKEN
In Österreich bekennt sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung zur römisch-katholischen Kirche. Die römisch-katholische Kirche hat ihren Ursprung in Jesus Christus, der von Gott, seinem Vater, in die Welt gesandt wurde, um sie von Sünde, Leid und Tod, den der Ungehorsam der Menschen verursacht hat, zu erlösen und ihr einen neuen Anfang zu ermöglichen, den Gott schon im Alten Bund dem auserwählten jüdischen Volk verheißen hat.
Jesus Christus gründete seine Kirche, indem er die Frohe Botschaft von der Ankunft des Reiches Gottes (dass Gott mit den Menschen in eine neue, innige Beziehung treten will) verkündet. Das Reich Gottes wurde von alters her in der Heiligen Schrift von Gott verheißen und durch Jesus verkündet: „Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes“ (Mk 1,15 vgl. Mt 5,17).
Jesus verkündete die Liebe Gottes, und er rief auch die Menschen zu gegenseitiger Liebe auf. Er heilte Kranke, er stellte sich auf die Seite der Armen, der Unterdrückten und Verzweifelten. Jesus geriet mit seiner Zuwendung zur unterdrückten Klasse, seiner Kritik an der Gesetzesübung seiner Zeit, durch sein offenes Wort und sein Verhalten in Konflikt mit den Herrschenden und einflussreichen Kreisen seines Volkes. Ihm wurde der Prozess gemacht. Der Ausgang des Prozesses ist durch den von allen Evangelien bezeugten überlieferten Kreuzestitel „König der Juden“ (Mk 15, 26) eindeutig.
Vom Hohen Rat wurde Jesus aus religiösen, von Pontius Pilatus aus politischen Gründen verurteilt. Jüdische und römische Autoritäten haben Jesus gemeinsam zu Fall gebracht. Es gibt nichts Menschenunwürdiges, das Jesus auf dem Weg des Kreuzes nicht erfahren hätte: grundlose Verhaftung, Verrat aus dem eigenen Kreis, Flucht der engsten Freunde, unmenschliche Verhöre und grausame Folterungen, falsche Anklagen, Meineide, politisches Herumscharren auf dem Rücken eines Unschuldigen und Wehrlosen, Verspottung, Verurteilung als Verbrecher und Krimineller, Verurteilung zum Tod, physischer Zusammenbruch unter dem Kreuz, Lästerungen, gaffende Sensationslüsternheit, Erfahrung der Gottverlassenheit.
An Jesus wird deutlich, was Menschen alles fertig bringen und was Menschen alles erleiden können. Alle Texte der Heiligen Schrift wollen auf immer wieder neue Weise die zuvorkommende und rettende Liebe Gottes verkünden, die Jesus Christus durch seinen Gehorsam und durch seine Hingabe stellvertretend für uns ein für allemal ergriffen hat, um so Frieden zu stiften zwischen Gott und den Menschen wie zwischen den Menschen untereinander. So kann der Epheserbrief sagen: „Er ist unser Friede“ (Eph 2,14).
In Jesus sind die Entfremdungen, welche die Sünde zwischen Gott und den Mensch, zwischen den Menschen und im Menschen selbst verursacht hat, wieder geheilt und versöhnt. So ist das Kreuz Jesu schließlich Zeichen des Sieges über alle Mächte und Gewalten, die Gott und den Menschen feindlich sind, ein Zeichen der Hoffnung. Die Botschaft vom Kreuz ist eng verbunden mit Auferstehung und Erhöhung Jesu Christi. In der Auferweckung Jesu vom Tod hat Gott seine Macht gezeigt und allen, die auf Jesus vertrauen und ihm zu folgen versuchen, auch über den Tod ein neues Leben verheißen.
Das Mitleiden Gottes am Kreuz verpflichtet den Christen, die Last der anderen mit zu tragen und sich aktiv einzusetzen, wo immer es menschmöglich ist, wo immer Leid vermeidbar oder begrenzbar ist.
Jesus hat die Menschen, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu einer Gemeinschaft der Kirche zusammengeführt. In jener Gemeinschaft strömt Christi Leben auf die Gläubigen über, die durch sein Wort und die Sakramente mit ihm vereint ein neues Gottesvolk bilden. Jesus Christus hat Petrus zu seinem Nachfolger bestimmt, der mit den Aposteln beauftragt wurde, die Frohe Botschaft vom Reich Gottes allen Menschen zu verkünden. Die Kirche wird durch den Nachfolger Petri, den Papst, und durch die Nachfolger der Apostel, die Bischöfe, geleitet.
Die Kirche bemüht sich, die Not der Armen und Leidenden zu erleichtern, um so dem Beispiel Jesu zu folgen. Während Jesus Christus heilig und unschuldig war, umfasst die Kirche Menschen mit all ihren Unzulänglichkeiten. Sie ist zugleich heilig und stets der Erneuerung bedürftig, um dem Anspruch Jesu Christi gerecht zu werden. Zur Gemeinschaft der Kirche gehören nicht nur die Lebenden, sondern auch die Verstorbenen, die alle mit Christus verbunden sind (der „Mystische Leib Jesu Christi“). Deswegen pflegt die Kirche seit ihren Anfängen das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht.
Von der Kraft des auferstandenen Herrn wird die Kirche immer wieder gestärkt, um ihre Trübsale und Mühen, innere gleichermaßen wie äußere, durch Geduld und Liebe zu besiegen und das Werk und die Botschaft Jesu Christi der Welt zu überbringen. Die Kirche bemüht sich, das Mysterium Jesu Christi zu enthüllen, bis es am Ende der Zeiten, wenn Christus wiederkommt, im vollen Licht offenbar werden wird.
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